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Photo of Dr. Ulrich Cimolino by Dr. Michael Rüffer/Feuerwehr-Magazin.
01 Jun 2023

DFV-Waldbrandexperte Dr. Ulrich Cimolino gibt Tipps für den Juni und die Waldbrandsaison 2023

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DFV-Waldbrandexperte Dr. Ulrich Cimolino gibt folgende Informationen zur Vegetationsbrandsituation angesichts der bisherigen und bis Juni zu erwartenden Witterungsbedingungen anlässlich der jüngsten Brände.

- Bisherige Witterungsbedingungen und die daraus resultierende allgemeine Risikosituation in der Vegetation
- Zu erwartende Witterungsverhältnisse aufgrund der Langzeitprognose
- Grundsätzliche Gefahren bei einer Änderung der Wetterlage
- Verhaltensempfehlungen für die Bevölkerung
- Empfehlungen für die Feuerwehren

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Bildnachweis: Foto von Dr. Ulrich Cimolino von Dr. Michael Rüffer/Feuerwehr-Magazin.

Bisherige Witterungsverhältnisse und die daraus resultierende allgemeine Risikolage in der Vegetation

Nach dem in weiten Teilen Deutschlands zunächst zu trockenen und zu warmen, dann meist zu nassen und lange Zeit zu kalten Winter 2022/2023 folgte ein Frühjahr, das fast überall starke Niederschläge und im langjährigen Vergleich noch recht kalte Temperaturen brachte. Weil das so war, konnten die oberflächennahen Wasserspeicher wieder ausreichend aufgefüllt werden. Das zeigt der Helmholtz-Trockenheitsmonitor deutlich .

Die Brände nehmen derzeit zu, was sicher auch mit den etwas wärmeren Temperaturen der letzten Tage, wenig oder gar keinem Regen und dem zunehmenden Freizeit- und Arbeitsdruck in Feld und Wald zu tun hat. Die Flächen mit trockenen Vegetationsresten am Boden (Zweige, trockene Heidepflanzen usw.) sind in der Sonne nach dem Regen schnell wieder trocken und können dann mit ein wenig Wind von jeder Zigarette leicht entzündet werden.

Der Grünlandbrandindex ist daher praktisch durchgängig etwas kritischer als derWaldbrandgefahrenindex. Die Brandgefahr in tieferen Bodenschichten (trockene Moore, Humusschichten mit hohem organischem Anteil) ist aufgrund der Bodenfeuchte in diesem Bereich derzeit eher gering.

Erwartete Wetterbedingungen auf der Grundlage der langfristigen Vorhersage

Die Langzeitprognose des Europäischen Wettervorhersagesystems (EFFIS ) reicht derzeit bis Ende Juni 2023. Bislang sieht der Verlauf weitaus "normaler" aus als beispielsweise 2022. So wird es bis Mitte Juni in Nord- und Ostdeutschland eher trocken und etwas zu warm und vor allem in Südeuropa eher mehr als weniger Regen geben, während ab der 2. Junihälfte in Deutschland mehr "normale" Niederschläge bei vielleicht etwas zu warmen Temperaturen auftreten sollen.

Das bedeutet in der Regel weniger, aber lokal mehr Brandgefahren als in den letzten Jahren. Dies hängt von vielen Faktoren ab, wie z.B. den tatsächlichen Temperaturen und Niederschlägen, der Trockenheit der Vegetation (Restbestände), dem Wind usw.

Grundlegende Gefahren durch wechselnde Wetterbedingungen

Wie Sie aus dem Dürre-Monitor ersehen können: Wir haben in weiten Teilen Deutschlands noch erhebliche Wasserdefizite in den tieferen Bodenschichten. Um diese aufzufüllen, bräuchten wir noch einige Monate oder gar Jahre mit Pausen und längerem "Landregen". Längere Trockenperioden können schnell zu Problemen führen, wie wir sie in den letzten Jahren erlebt haben. Gleichzeitig kann aber auch jedes größere regionale Starkregenereignis aufgrund der Sättigung der oberflächennahen Speicher schnell zu lokalen Überschwemmungen führen.

Verhaltensempfehlungen für die Bevölkerung

Der DFV weist darauf hin, dass sich die trockenen Pflanzenreste in Bodennähe vor allem nach einigen Sonnentagen leicht und sehr schnell entzünden können!

- Ein Feuer breitet sich dann schnell windwärts und bergauf aus.

- Wenn Sie einen Vegetationsbrand vermuten, rufen Sie die Feuerwehr unter 112 an.

- Bitte geben Sie eine möglichst genaue Orts- und Wegbeschreibung an, wenn möglich auch mit den GPS-Koordinaten Ihres Smartphones.

- Weisen Sie ggf. die ersten Einheiten der anrückenden Feuerwehr ein, damit der Brandherd schneller bekämpft werden kann.

- Handelt es sich um einen Entstehungsbrand, versuchen Sie, ihn mit etwas Wasser oder durch Löschen mit einem feuchten Tuch oder einem Ast klein zu halten, wenn dies noch gefahrlos möglich ist.

Kein offenes Feuer in den Wäldern März - November!

In diesem Zusammenhang möchten wir darauf hinweisen, dass in der verlängerten Sommersaison, vom 1. März bis zum 31. Oktober, in Deutschland grundsätzlich kein offenes Feuer gemacht oder im Wald geraucht werden darf!

Empfehlungen für Feuerwehren

Der DFV gibt zu diesem Thema auch fachliche Empfehlungen für seine Mitglieder heraus, zum Beispiel für den Einsatz bei Vegetationsbränden oder den Einsatz von Flugzeugen für und durch die Feuerwehr.